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  • Die Anfänge der Fliegerei

    Tauchen Sie ein in die spannende Geschichte der Luftfahrt und entdecken Sie die bahnbrechenden Innovationen, die die Welt des Fliegens geprägt haben.

Gustav Weisskopf – Erster Flug mit einem Motorflugapparat (I)

Der Deutsch-Amerikaner Gustav Alvin Weisskopf (Gustave Alvin Whitehead), geboren am 01. Januar 1874 im fränkischen Leutershausen nahe Nürnberg, verbrachte seine Schul- und Jugendjahre in Höchst am Main. Schon zu dieser Zeit war Weisskopf fasziniert von der Vogelwelt und der Art und Weise wie Vögel fliegen. In dieser Lebensetappe baute er seine ersten Gleitfliegermodelle und Ballons und studierte den Flügelschlag der Vögel. Seine Mitschüler nannten ihn den „Flieger“. 

Mit dreizehn Jahren waren er und seine beiden Brüder schon Vollwaisen und lebten von da an bei den Großeltern in Ansbach. Hier baute Weisskopf seinen ersten Gleitflieger, den er nachts vom Dach des Hauses der Großeltern ausprobierte. Obwohl dieser Flugversuch ein totaler Misserfolg war, konnte Weisskopf vom Fluggedanken nicht mehr loskommen. Sein ganzes Leben, seine ganze Lebensarbeit nutzte er, seinen Traum vom Fliegen Wahrheit werden zu lassen.

Im Alter von 14 Jahren verließ er das Haus seiner Großeltern, heuerte auf einem Schiff an und fuhr mehrere Jahre zur See. Während dieser Zeit nutzte er jede freie Stunde für weitere Studien des Vogelfluges, vor allem dem der großen Seevögel. Dieses Studium, wie es Francis Wenham und viele andere vor ihm durchführten, sollte ihm einige Jahre später helfen seine mechanischen Fähigkeiten beim Bau seiner ersten Flugmaschine besser zu entfalten. Schon als er zwanzig Jahre alt war soll er für kurze Zeit nach Deutschland gekommen sein, wo Otto Lilienthal schon hunderte von Luftsprüngen durchgeführt hatte.

Der Motor von No.21

Immer wieder wurde in verschiedenen Veröffentlichungen darüber berichtet, dass Weisskopf nach Deutschland kam um die Brüder Lilienthal aufzusuchen. Diese Behauptung ist aber bis heute nicht eindeutig belegt worden.

Otto Lilienthals bekannteste Arbeit „Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst“ war veröffentlicht und eine Vielzahl von seinen Aufsätzen und Vorträgen sind in Weissskopf‘s Hände gelangt und haben garantiert das Interesse von Weisskopf geweckt, aber zu einem direkten Zusammentreffen der beiden wird es nicht gekommen sein.

Der junge Weisskopf war bis dahin noch ein unbeschriebenes Blatt und wirklich herausragende Arbeiten in der Entwicklung des Fluges konnte er auch noch nicht vorweisen. Eher muss man annehmen, dass sich Weisskopf aus Bescheidenheit unter die Zuschauer mischte und sehr aufmerksam die Versuche von Lilienthal beobachtete und dessen Fluggerät sorgfältig studierte.



Mehr…

Später, wahrscheinlich 1895, und wieder zurück in Amerika, soll Weisskopf in Zusammenarbeit mit der Boston Aeronautical Society Gleiter gebaut haben, die dem Lilienthal-Eindecker-Modell sehr ähnlich waren und sogar geflogen sein sollen. 1897 gingen die ersten Nachrichten über Weißkopf durch ganz Amerika und kamen sogar bis nach Europa. Im gleichen Jahr begann er seine Arbeit bei der Horseman Toy Company in New York. Dort soll er „Spezialist“ für Hanggleiter, Flugmodelle und Motoren für Flugmaschinen gewesen sein.

Nebenbei plante Weisskopf seine ersten eigenen Modelle und führte Versuche mit diesen durch. Für die Weiterbildung auf dem Gebiet der Luftfahrtentwicklungen nahm Weisskopf immer wieder die Möglichkeit des Studiums von Fachliteratur wahr, die er sich von der öffentlichen Bibliothek in Buffalo auslieh. Als Berufsbezeichnung gab er fortan „Aeronaut“ an. Im Jahr 1899 zog er mit seiner Familie von Buffalo nach Baltimore und kurz danach nach Pittsburgh, Pennsylvania. Er arbeitete dort halbtags als Grubenarbeiter und half den Nachbarn bei Reparaturen jeglicher Art.

Die meiste Zeit verbrachte er aber mit dem Bau von Flugapparaten und der Entwicklung von Antriebsmaschinen. Es wird von Augenzeugen berichtet, dass Weisskopf im April oder Mai des Jahres 1899 einen erfolgreichen Flugversuch mit einer Flugmaschine gemacht haben soll, welche mit einer Dampfmaschine als Antrieb ausgerüstet war. Aus verschiedenen Quellen geht hervor, dass Weisskopf zusammen mit seinem Assistenten Louis Darvarich nach erfolgreichem selbstständigen (!) Start ca. 6 bis 7,5 Meter hoch und ca. 800 Meter weit geflogen sein soll. Dies geht auch aus einer eidesstattlichen Erklärung von Darvarich hervor. Weiter wird erklärt, dass er als Assistent zur Bedienung der Dampfmaschine diesen Versuch gemeinsam mit Weisskopf durchgeführt und dieser Flug in der Nähe eines Vorortes von Pittsburgh mit einem Eindecker-Flugapparat stattgefunden haben soll.

Darvarich berichtete, dass sie beide nicht in der Lage waren, mit dem Flugapparat hoch genug zu steigen um ein dreistöckiges Haus zu überfliegen. Dieser Aussage könnte man entnehmen, dass entweder eine Steuerung des Flugapparates nicht vorhanden oder nicht voll funktionstüchtig war.

Eine Kollision mit dem Gebäude war also unvermeidlich und Darvarich verbrühte sich durch die austretenden Dämpfe des dabei zerstörten Dampfkessels. Die Verbrennungen waren so schwer, dass er einige Wochen im Krankenhaus verbringen musste. Weisskopf blieb bei diesem Unfall unverletzt.

Die Dampfmaschine war von ihm so genial konstruiert, dass einige Jahre später der Australier Lawrence Hargrave das Design in Miniatur übernahm und für seine eigenen Versuche nutzte.

1900 verschlug es Weisskopf und seine Familie nach Bridgeport, Connecticut, wo er eine Anstellung als Mechaniker oder Schlosser fand. Sein neues Zuhause bot ihm so viel Platz, dass er in einem kleinen anliegenden Schuppen eine Werkstatt einrichten konnte ohne durch seine Arbeiten die Nachbarn zu stören.

Am 08.Juni 1901 berichtet die Zeitschrift Scientific American zum ersten Mal über Weisskopf und seinem motorisierten Flugapparat. Zwei Monate später wurde über einen neuen motorisierten Hanggleiter No.21 berichtet, den Weisskopf kurz zuvor fertig gestellt hatte. Mit diesem Apparat soll er am 14. August 1901, also zwei Jahre vor dem ersten Motorflug der Brüder Wright, mehr als zwei Kilometer weit geflogen sein.



Mehr Informationen über Gustav Weisskopf finden Sie hier.

Quellen:

O’Dwyer, W.J.& Randolph,Stella, History by Contract - The Beginning of Motorized Aviation: August 14, 1901, Gustave Whitehead, Fairfiel Connecticat, Fritz Maier & Sohn, 1978

http://www.historynet.com/gustave-whitehead-and-the-first-flight-controversy.htm

http://www.weisskopf.de/museum.html

 



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Gustav Alvin Weisskopf
Zeichnung zu No.21
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